Getreide – Hauptbestandteil oder No-Go im Hundefutter?
Für die meisten Menschen in ihrer Ernährung nicht wegzudenken, wird es im Hundefutter kontrovers diskutiert. Während in Trockenfutter ein Getreideanteil von 50% nicht unüblich ist, wird es von der Opposition regelrecht verteufelt. Auch hier gilt wie bei fast allen anderen Themen: Es gibt keine allgemeine Lösung die für jeden Hund gilt.
Einmal ganz von vorne: In Getreide stecken Kohlenhydrate. Noch genauer: Getreide enthält als Energieträger Stärke, diese besteht aus Glucoseeinheiten, die miteinander über spezielle Bindungen verbunden sind. Diese Bindungen müssen im Hundeköper wieder aufgespalten werden. Beim Menschen passiert das schon in der Mundhöhle. Wir Zweibeiner haben nämlich bereits im Speichel das Enzym Amylase, dass die Glucoseeinheiten voneinander trennen kann. Ihr könnt das selbst ausprobieren: kaut mal ganz lange auf einem Stück Brot. Ihr werdet merken, dass es süßer wird, je länger ihr darauf kaut.
Der domestizierte Hund hat dieses Enzym auch. Allerdings nicht im Speichel, sondern erst im Dünndarm, was bedeutet, dass Kohlenhydrate nicht in derselben Menge wie beim Menschen aufgespalten werden können, da der Verdauungsprozess erst nach der Magenpassage beginnt. Abgesehen davon verfügt ein Welpe noch nicht über dieses Enzym. Ungefähr ab der 12. Woche können Hunde erst genügend Enzym produzieren, um eine Kohlenhydratreiche Nahrung zu verdauen, vor diesem Zeitpunkt können sie keine Energie daraus aufnehmen und die Stärke wird ausgeschieden. Hinweis an dieser Stelle: schaut mal auf die Zusammensetzung einiger gängiger Trockenfuttermittel für Welpen. Nicht selten enthalten diese einen hohen Gehalt an Getreide, die Folgen sind häufige und riesengroße Welpenhäufchen, die bestialisch stinken, da die Dickdarmbakterien versucht haben, die Stärke umzusetzen und dabei Nebenprodukte entstehen, die Blähungen und unangenehmen Geruch verursachen können.
Ihr wisst, ich bin kein großer Freund von Getreide im Hundefutter, zumindest bei gesunden Hunden, die nicht Unmengen an schnell verfügbarer Energie benötigen. Trotzdem muss man es nicht allgemein verteufeln. Nein, der Wolf steht nicht im Kornfeld und pflückt sich Getreidekörner, aber die meisten von uns haben kein Wildtier, sondern einen domestizierten Hund im Wohnzimmer. Der Verdauungstrakt der Hunde hat gelernt, in angemessener Menge mit Getreide umzugehen. In Einzelfällen braucht der Hund sogar Getreide als Energiequelle, beispielsweise wenn die Fettverdauung gestört ist oder der Hund sportlich so aktiv ist, dass er zusätzlich schnell verfügbare Energie benötigt. Hierbei geht es aber wirklich um Hunde, die Leistungssport betreiben.